Wajechi

Wajechi

Vajechi – Eine Handbewegung, die Schicksale ändert

Eines der wortvollsten Dinge, die wir unseren Kindern schenken können, ist die Erinnerung.

  • Erinnerung an Vorfahren und Vergangenheit > Identität
  • Erinnerung an Verheißung und was vor ihnen liegt > Richtung
  • Erinnerung an das was von ihnen erwartet wird, was zu tun ist, lehren wie sie sich zu verhalten haben > Wandel

Jakob spürt, dass er stirbt und ruft seinen Sohn Josef, der stellvertretender Pharao geworden ist. Hat einen letzten Wunsch, den nur Josef erfüllen kann. „Begrabe mich nicht in Ägypten!“

1.Mose 47:30 Wenn ich mich zu meinen Vätern gelegt habe, dann führe mich aus Ägypten und begrabe mich in ihrem Grab! Und er sprach: Ich werde tun nach deinem Wort.

Er Sagt nicht. „Aber Papa warum denn? Ich spendiere dir hier eine kleine Pyramide – wird schick aussehen“. Warum will Jaakov kein Ägyptisches Adelsbegräbnis?
Bestattungsorte haben in unserem Volk eine große Bedeutung. Ganze Orte können nach einem Grab benannt werden. Es sind Orte der

Erinnerung. Heute pilgern manche Juden zu den Gräbern berühmter Rabbiner um ihrem Gebet an dem Ort besondere Stärke zu verleihen. Vielleicht gab Gott deshalb manchen Figuren der Schrift kein Grab, sondern hat sie entrückt, damit ihre Gräber nicht zu rituellen Orten werden. Das Grab Jeschuas hatte auch eine besondere Geschichte. Letztendlich brauchte er es nicht lange und erstand wieder auf. Wir besuchen Gräber regelmäßig um uns zu erinnern und wollen bei unseren Vorfahren begraben sein (auch im Tod vereint). Manche Menschen importieren Erde aus Israel um diese ins Grab zu legen oder lassen ihren Leichnam nach Israel fliegen um dort beerdigt zu werden. Das ist sehr aufwendig und das war es auch damals. Aber Josef ist mächtig, er kann das in die Wege leiten.
Hätte er sich in Ägypten beerdigen lassen so hätte er damit alle Verbindung seiner Kinder zum versprochenen Land abgeschnitten. Kommende Generationen würden sich ebenfalls dort beerdigen lassen. So trägt Jakob zur Erinnerung bei – nach 17 Jahren Aufenthalt in Ägypten. Ein großer Tross der Kinder Jakobs und aller wichtigen Leute in Ägypten. Ein riesiges Staats-Event Das prägt sich ein.

Die Kinder Jakobs müssen den ganzen Weg abgehen, sich erinnern oder den Weg neu einprägen. Die ganz kleinen lernen wo sie eigentlich herkommen und wo sie irgendwann sein wollen: Das ist also unser Land?!

Israel festigt damit auch seinen Besitzanspruch an das Land. „Hier liegen unsere Väter“ Das ist Fakt.
Jüdische Friedhöfe werden nie geräumt, sondern nach vielen Jahren wird eine Erdschicht auf die vorherige gelegt und andere Menschen beerdigt > würde man Schicht für Schicht abtragen, könnte man Zeitreise in jüdischer Geschichte machen. Es ist eine historische Linie erkennbar. Liebe Unesco, wenn ihr daran zweifelt, dass das jüdische Volk historisch in Israel beheimatet ist, fangt an zu buddeln.

Jakob wird krank und liegt im Sterben. Josef erfährt das, schnappt sich seine Söhne Ephraim und Menasche und eilt zum Vater. Warum nicht seine anderen Kinder? Z.B. der Erstgeborene Ruben? Alle wissen, dass kurz vor dem Tod der Väterliche Segen erteilt wird.
Entweder sollen die Jungs ein letztes Mal den Opa sehen oder Josef will den besonderen Segen des Vaters. Darin erkennt man ein ähnliches Streben nach dem Segen wie bei Jakov.

Und hier passiert etwas Einzigartiges. Jakob will Josefs Söhne adoptieren.

1. Mose 48:5-6 Und nun, deine beiden Söhne, die dir im Land Ägypten geboren wurden, bevor ich zu dir nach Ägypten kam, sollen mir gehören; Ephraim und Manasse sollen mir gehören wie Ruben und Simeon. Aber deine Kinder, die du nach ihnen gezeugt hast, sollen dir gehören

„ääääh Papa, wozu? Du hast doch genug eigene Söhne?“ – So hätte ich reagiert.
Jaakov will seinen besonderen Väterlichen Erstlingssegen Josefs Kindern geben – „[…]sollen mir gehören wie Ruben und Simeon“ – die eigentlichen Erstlinge. Damit er das tun kann, adoptiert er sie.

Warum Josefs Kinder?

Verschiedene Gründe:
In Vers 7 erzählt Jakob Josef vom Tod seiner Mutter Rachel. Völlig Kontextfremd? Oder als Erklärung: „Ich konnte mit Rachel keine weiter Kinder zeugen, darum führen deine Kinder diese Linie fort.“
In Vers 22 sagt er, dass er Josef einen Vorzug vor seinen Brüdern geben will. Er ist immer noch Papas Liebling. Erstling von der Lieblingsfrau Rachel. Sein eigentlicher Erstgeborener hat sich an ihm versündigt – Ruben hat mit Jakobs Nebenfrau geschlafen. Der Erstlingssegen ist verspielt. Und jetzt hat Josef auch noch die ganze Familie vor Hunger gerettet. Jakob sieht Gottes besondere Führung in Josef. Josefs Kinder sollen das Haupt der Stämme sein anstelle der beiden Ersten.

Warum Josefs Kinder?

Direkt zuvor lesen wir von der Erinnerung an Gottes Landverheißung für die Nachkommen Israels.
Nun ist Josef eine Art zweiter Pharao und wird das Land kaum verlassen. Er soll dennoch erben und sein Name fortbestehen.
Seine Kinder sind in der Diaspora geboren, sind gute Ägypter, perfekt assimiliert. Warum sollten sie zurück nach Israel gehen?

Dieser Segen prägt sie, zeichnet sie, sondert sie aus und macht sie zu fremden in ihrem Geburtsland Ägypten. Ihr Erbe liegt im verheißenen Land. Das gibt Grund zur Rückkehr.
Immer wenn unser Volk in der Diaspora sesshaft wurde, es ihm gut ging, es sich an die Umgebung angepasst hatte, kam von von irgendwo ein Judenhut, ein Judenstern, … etwas, das sie wieder unterschied: „Ihr seid anders, gehört nicht dazu.“ Das tat immer weh, aber bewahrte uns als Volk.
In der Sowjetunion war die sog. Pjatoja Grafa (Fünfter Punkt) Teil des Ausweises. Dieser gab Auskunft über die Nationalität: Russe, Ukrainer oder auch Jude. Die Träger dieses Eintrages waren häufig Ziele von Benachteiligung, Beleidigung, usw.. Viele versuchten das aus ihren Pässen streichen zu lassen. Aber viele Jahre später konnte eben dieser Eintrag sowjetischen Juden helfen ihr Jüdischsein zu beweisen und das Land zu verlassen.

Immer die Extrawurst zu sein fühlt sich falsch an. Man eckt an, will Reibung vermeiden. Unser Anderssein ist schmerzhaft für uns als Individuen, aber gut für uns als Gottes Volk.

Gott hatte Jakob doch eigentlich umbenannt zu Israel. In Ägypten nennt er ihn wieder Jaakov. Fernab unserer Heimat, Fern vom Großteil unseres Volkes werden wir und unsere Kinder leicht wieder zu Jaakov. Wichtig ist, uns und unsere Kinder daran zu erinnern, dass wir Israel sind und was das bedeutet.

Die eigentliche Segnung verläuft merkwürdig:

1.Mose 48:14 Aber Israel streckte seine rechte Hand aus und legte sie auf Ephraims, des Jüngeren, Haupt und seine linke auf Manasses Haupt und kreuzte seine Arme, obwohl Manasse der Erstgeborene war. […]

Jakob ist fast blind, legt aber bewusst seine Rechte Hand, für den Segen des Erstgeborenen, auf den Kopf des jüngeren Ephraim (Ähnliches hat auch Jakob mit Esau erlebt). Josef gefällt das nicht: „Menasche ist Erstgeborener, lege deine Hand auf ihn“, aber Jakob entgegnet: „Ich weiß mein Sohn, Menasche wird auch groß, aber sein kleiner Bruder wird größer.

1.Mose 48:20: So segnete er sie an jenem Tage und sprach: Wer in Israel jemanden segnen will, der sage: Gott mache dich wie Ephraim und Manasse!

Bis heute segnen wir unsere Kinder so. Warum eigentlich? Was heißt es wie Ephraim und Menasche zu sein? Wer sind sie?
In Vers 16 lesen wir: Der Engel, der mich erlöst hat aus allem Bösen, der segne die Knaben, und durch sie werde mein Name genannt und der Name meiner Väter Abraham und Isaak, und sie sollen zu einer großen Menge werden auf Erden!
Ephraim und Menasche sollen die Väter und das Volk repräsentieren statt Josef, der vor Brüdern auch den Vater vertreten hat. Unsere Kinder sollen auch würdige Vertreter Israels in Deutschland sein.

Was bedeuten die Namen Efraim & Menasche?

1.Mose 41,51-52 Und er nannte den ersten Manasse; denn Gott, sprach er, hat mich vergessen lassen all mein Unglück und mein ganzes Vaterhaus. Den andern nannte er Ephraim: Denn Gott hat mich wachsen lassen in dem Lande meines Elends.

  • Menasche: vergessen (Er lässt leid und Vaterhaus vergessen)
  • Ephraim: fruchtbar (Doppelt fruchtbar / doppeltes Erbe)

In Diaspora ist es leicht unsere Wurzeln zu vergessen und in der Umgebung aufzugehen. Vor allem wenn es uns sehr gut geht, wir fruchtbar/ wohlhabend sind. Die Jungs, sind Sinnbild für jüdische Kinder, die in der Galut geboren werden. Wir, die wir aus der Sowjetunion kamen und unsere Kinder, die in der Diaspora geboren werden, fern vom Land Israel, unserer Kultur, unserem Erbe. Dennoch sollen unsere Kinder sich als Kinder Israels verstehen lernen. Verstehen, dass ihr Zuhause nicht dort ist, wo sie geboren wurden.
Die Jungs waren um die 19 Jahre alt. Sie hätten sagen können: „Wir sind Prinzen der reichsten und mächtigsten Nation. Wir wollen doch nicht aufs Land ziehen, in Zelten wohnen und Vieh hüten“. Dennoch lassen sie sich darauf ein. Sie verlassen ja viele Jahre später Ägypten mit ihrem Volk zusammen und treten ihr Erbe an. So sollen unsere Kinder sein.

Josef bekommt ein doppeltes Erbe, weil er durch seine Söhne doppelt in Israel vertreten ist. Danach ruft Jakob seine anderen Söhne und segnet auch sie. Eigentlich fühlt sich das mehr wie eine Zeugnisvergabe in der Schule an. Es ist eine Mischung aus Segen, Prophezeiung und Bewertung. Einige kommen dabei sehr schlecht weg, Juda und Josef sind die großen Gewinner des Väterlichen Segens.
Besonders Juda. Gerade der, der Josef verkauft hat. Er war aber auch der, der Buße getan hat vor Josef und sein Leben für Benjamin geben wollte. Er ist wahrlich umgekehrt. Erst dann hat sich Josef als ihr Bruder zu erkennen gegeben. Judas Segen enthält bereits einen Hinweis auf Jeschua.

1.Mose 49:10-11 Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der komme, dem es gehört, und ihm werden die Völker anhangen. Er wird seinen Esel an den Weinstock binden und seiner Eselin Füllen an die edle Rebe.

Ein Teil der jüdischen Tradition sah darin die Prophezeiung eines neuen Davids aus dem Stamm Juda, dem Messias. Interessant, dass hier auch die Rede von einer Eselin ist, wo doch Jeschua auf einer Eselin ritt.

Jakob stirbt, die Trauer dauerte königliche 70 Tage. Daraus leitet sich die Tradition der Shivah ab – nach dem Tod 7 Tage Trauer sitzen. Der Abschnitt endet mit Josefs letztem Wunsch. Seine Überreste soll das Volk beim Auszug aus Ägypten mitnehmen.
Trotz des Wohlstandes und des guten Ansehens, das er genossen hat, war ihm klar, dass die Zukunft seines Volkes nicht in Ägypten liegt, sondern zu Hause. Er wird einbalsamiert und in eine Lade gelegt (Aron). Das Volk ging auf seiner Wanderung von Ägypten bis Kanaan also mit zwei Laden herum. Eine mit Josefs Gebeinen und die andere mit den Gesetzestafeln und Mana (Brot). Josef als Sinnbild für den Mashiach Jeschua, der fleischgewordenes Gesetz wurde und zum Brot der Welt.

Wir haben viel über Segen gesprochen. Segen allein ist keine Garantie für seine Erfüllung, sondern ein Fundament und guter Start.
Ein Ehepaar bei seiner Chuppa wird gesegnet, aber nicht alle bleiben ein Leben lang zusammen. Ebenso erhalten Ephraim und Menasche die besten Voraussetzungen, aber ihre Kinder und Enkel vermasseln es. Sie verehren Götzen, entwickeln Eifersucht und Neid gegenüber Juda, was schließlich zum Krieg gegen die eigenen Brüder führt. Als Strafe folgt die Deportation.

Aber es kommen wieder Generationen, die sich an diesen Segen erinnern und ihn aufleben lassen. Wie viele Generationen von Juden in der Sowjetunion haben ihren Glauben nicht gelebt. Er war tot. Aber dadurch, dass Gottes Erwählung fortbesteht und ebenso dieser Segen, konnten sich kommende Generationen daran erinnern und ihren Glauben neu aufleben lassen.
Es ist unsere Aufgabe als Eltern, in unseren Kindern diese Erinnerung an den Segen wach zu halten.

Wir segnen unsere Kinder zu selten. Warum eigentlich?
Lasst es uns vornehmen sie im Alltag zu segnen wo und wann immer wir es nur können.

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Teruma